Anfang des letzten Jahrhunderts
gab es mehrere Malerkolonien, die in der Überzeugung lebten und malten, dass
die Kunst das menschliche Leben nicht nur verschönt, sondern auch zu harmonischeren
Ordnungen zu bringen vermag. In Unternehmungen wie dem Bauhaus und der Darmstädter
Künstlerkolonie übten sie mit viel Erfolg ihr Formgefühl an allen
Bereichen des Lebens. Im 20. Jahrhundert folgte die Kunst der allgemeinen Geisteshaltung,
die den Zweifel favorisierte, die Irritation und den Protest; schließlich
begab sie sich in die Isolation und feierte sich in der Autonomie der Kunst. In
diesem Künstlerspiel trifft sich die Künstlerkolonie zur Auseinandersetzung
und benutzt die Landschaft als Spielfeld. Wenn die Künstler nun Landschaften
zum Thema ihrer Bilder machen, können sie virtuell die Aufbruchstimmung jener
historischen Position einnehmen. Doch geht es nicht um Nostalgie, um eine Wiederholung
jener Malerhaltung, die eine der letzten war vor der Abstraktion. Das Spiel
ermöglicht es ihnen, das Bild von beiden Seiten zu hinterfragen. Das Land-schaftsbild
ist ein bekanntes Genre mit festen Vorstellungen und Gegebenheiten. Und es wird
zu einem Orientierungspunkt für Kunst nach ihrem absolutierten Selbstbezug;
für die Stellung und die Realtion des Künstlers. Einerseits tauchen
wieder handwerkliche Zielvorstellungen auf, die für die Kunst lange nicht
mehr von Interesse waren, und die Bindung an Sichtbarkeit. Andererseits spiegelt
sich die Moderne und ihre Positionen auf eine spezifisch neue Weise durch die
landschaftliche Fokussierung. Ein Künstler, der heute Landschaft malt, muss
und kann sich an beiden Seiten dieser Grenze messen, an der sich Kunst und Landschat
berühren. Amei, Anina Gröger, Benedikt Forster,
Julia Rowlands, Jürgen Wiesner, Susanne Zuehlke und
Wolfram Scheffel sind die Künstler, die an diesem reizvollen Spiel
teilnehmen, die Landschaft an der Kunst und die Kunst an der Landschaft zu messen. Die
Ausstellung wird am Sonntag, den 27. Februar 2005 um 11 Uhr im Bürgerhaus
Sulzfeld, Hauptstr. 95, eröffnet. Die Einführung übernimmt Benedikt
Forster. |